Minerva Nightride 2025

 

Das Event (mit Bildern):

https://grevet.de/blog/2025/05/20/minerva-nightride-2025-eine-nachtfahrt-mit-charakter/

Ich schreib hier einfach mal runter, was mir die Tage danach noch so im Kopf rumgespukt ist. Vielleicht interessiert es den einen oder anderen.


Die Motivation

Die MSR startet zwei Wochen später. Wie in den beiden Vorjahren werde ich wieder durch die Nacht fahren. Die Strecke dazu in einem machbaren Rahmen und ohne allzu viele Höhenmeter. Eine bessere Vorbereitung gibt es kaum. Also noch einen Mitfahrer bequatscht und ab dafür.

 

Die Anreise

Mit dem Zug bequem abends los aus Neubrandenburg. Berlin/BRB Ticket Nacht gilt ab 18 Uhr und für bis zu 5 Personen. Der Zug fährt normalerweise bis zum Potsdamer Platz, wegen der üblichen unerwarteten Hindernisse ging es ab Gesundbrunnen mit der S-Bahn direkt zum Brandenburger Tor, also trotzdem im Endeffekt ideale Verkehrsanbindung. Ich hätte mit mehr MSR-Kandidaten aus dem Neubrandenburger Raum gerechnet, aber im Zug sind uns nur Radler begegnet, die ihr Tagespensum schon absolviert hatten.


Am Brandenburger Tor

Da sind erst mal einige Wanderer und eine Flagge vom Mammutmarsch zu sehen. Die Leute latschen aus Potsdam zum Brandenburger Tor und wieder zurück, teilweise um die 24 Stunden. Schön wenn man mit 8 Stunden Nachtfahrt sofort nicht mehr zu den kaputtesten Gestalten gehört. Es bildet sich aber auch ein Kreis aus 25 Radfahrern. Als Erkennungszeichen werden Aufkleber und zusätzlich lecker Nougat verteilt. Niemand geringeres als MSR-Organisator Detlef Köpke und der Streckenplaner erzählen kurz, wie sie sich das ganze Event vorstellen. Wenig später geht es ab in die Nacht.

 

KM 0-70 Berlin – Liebenwalde


Aus der Stadt wurde geschlossen gefahren. Ziemlich viel direkt am Wasser und auf kleinen Nebenstraßen, nachts alles beeindruckend und Fußgänger sowie Autos haben vorsichtshalber Platz gemacht und gewartet. Alles angenehm entspannt, durch die Ampeln ist der Pulk auch immer wieder zusammengerutscht. Nach und nach zog vorne ein Trupp weg und hinter uns waren wohl auch noch zwei Fahrer, während wir in einer gut rollenden Sechsergruppe gelandet sind.

Öfter ging es kurzzeitig in die falsche Richtung, weil abzweigende Brückenauffahrten oder kleine Nebenwege übersehen wurden, aber das wurde sofort korrigiert. Raus aus der Stadt mehr und mehr Fahrradstraßen (in Mecklenburg immer noch viel zu selten die Dinger), aber auch Waldwege mit üblen Schlaglöchern/Wurzeldurchbrüchen. So musste ein Platten repariert werden, andererseits kam ich mit meinen 40mm G-One Allround Gravelreifen sehr gut klar. Für irgendwas müssen die Abstecher auf Sandwege und Kopfsteinpflaster bei meinen Trainingsfahrten schließlich gut sein. Die Fahrer mit Rennradreifen sind spürbar vorsichtiger und wahrscheinlich auch unbequemer unterwegs.

Die Gruppe rollt jedenfalls super und kommt gut voran. Trotzdem sind 70 neue Kilometer zum ersten Depot schon eine Ansage, bei der MSR gibt es nach gut 40 Kilometern den ersten Stopp. Also nebenbei eine Banane und einen Riegel ins Gesicht gedrückt.

Am ersten Depot erwartet uns Detlef Köpke mit Brot, Obst, heißen Getränken und vielem mehr aus dem Kofferraum. Die Sechsergruppe sammelt sich, aber bei meinem Mitfahrer sind in der Zwischenzeit massive Knieprobleme aufgetreten und er musste die Gruppe öfter wegziehen lassen.

 

KM 70-120 Liebenwalde – Himmelpfort


Es ist inzwischen 2 Uhr nachts durch und richtig kalt geworden (um die 5°C). Also erst mal eine Viertelstunde richtig reintreten, bis das warme Blut wieder bin in die fingerfreien Handschuhe gepumpt wird. Vor mir sind 3 Leute, hinter mir bilde ich mir ein 2 Lampen zu sehen, also muss unsere Gruppe komplett sein. Dazu kommt jetzt mal bekannte Strecke direkt an der Havel, es läuft gut. Bis das Handy zu plärren anfängt, am Telefon mein Mitfahrer mit der Frage, wo wir bei der letzten Brücke abgebogen sind und inzwischen hoffnungslos abgehängt.

In dem Moment hatte sich das mit der gut laufenden Gruppe erledigt, seine Knieprobleme hatten sich noch verschlimmert. Ab jetzt zu zweit und sehr viel langsamer durch die Nacht. Noch über 40 Kilometer bis Himmelpfort und kein richtiger Plan, was man tun könnte. Züge fahren mitten in der Nacht nicht, größere Ortschaften sind ewig weit weg und für einen längeren Aufenthalt in der Kälte waren wir auch nicht gekleidet. Also langsam weiter gezuckelt über die sehr interessante Strecke mit vielen Brücken und Passagen am Wasser. Gegen 4 Uhr taucht am Horizont langsam so etwas wie Dämmerung auf. Mit der Wärme wird es ja vielleicht wieder besser. Zu blöd, dass ich von der MSR noch genau weiß, dass die Kälte bis zum Sonnenaufgang eher noch zunimmt. Aus den 20% Regenwahrscheinlichkeit ist zudem ein teilweise klarer Nachthimmel geworden.

Bei mir schleicht sich die Angst ein, dass wir den zweiten Stopp in Himmelpfort so spät erreichen, dass dort niemand mehr ist. Und durch das langsame Tempo wird die Kälte immer fieser. Bei einer kurzen Pause nach der B96 bei Dannenwalde also auf blauen Dunst mal Detlef Köpke anrufen.

Der macht allerdings gleich Nägel mit Köpfen und organisiert meinem Mitfahrer über Jared einen Shuttleservice samt Rad bis nach Neubrandenburg. 15km vor Himmelpfort bin ich damit allein auf der Strecke, kann mich aber wieder etwas warm fahren.

Endlich am Depot gibt es diesmal leckeren Käsekuchen und auch sonst wieder viel zur Auswahl. Zwei weitere Fahrer sind noch hinter mir auf der Strecke, also noch am Depot gewartet, damit wir uns zu Dritt auf die letzten Kilometer nach Wesenberg machen können.

 

KM 120-155 Himmelpfort – Wesenberg


Tja keine Ahnung, was die anderen beiden vorher auf der Strecke gemacht haben, um noch nach mir in Himmelpfort anzukommen. Aber die beiden aus Berlin sind auf Rennrädern unterwegs und legen ein sehr knackiges Tempo an den Tag. Normalerweise kann ich durch meine Masse bergab immer Boden gutmachen und mich entspannt ran rollen lassen. Bei den beiden klappt das nicht, ich will aber so lange wie möglich dranbleiben. In Fürstenberg beschließen die beiden allerdings vor allem wegen der Kälte vorzeitig auszusteigen und den Zug nach Berlin zu nehmen (die Rückfahrt per Bahn vom Ziel in Wesenberg ist deutlich umständlicher). Also bin ich die letzten gut 30km wieder allein auf der Strecke. Die Beine noch ok, aber der Kopf inzwischen ziemlich runter, weil sich das Gedankenkarussell ganz ordentlich gedreht hat, wie ich meinen Mitfahrer irgendwie zurück nach Neubrandenburg bekomme. Das Problem war längst gelöst, aber der ganze Elan aus der Fahrt mit der super laufenden Gruppe völlig verflogen.

Um es dann wenigstens zu Ende zu bringen, habe ich nach Wesenberg etwas abgekürzt und bin direkt über Wustrow die Landstraße gefahren. Die offizielle Strecke wären auch nur knapp 5km mehr Umweg gewesen, aber den Weg über Schloss Drosedow habe ich nicht in so guter Erinnerung.

Am Ziel in Wesenberg wartete in der Burg dann zur Belohnung ein warmer Raum und eine warme Mahlzeit (leckeres Rührei mit Pilzen) von MSR Koch Holle. Dazu spanische Frikadellen/Buletten.

Zurück nach Neubrandenburg ging es mit dem Zug ab Wesenberg. Die Verlockung einer Dusche und einem Warmen Bett innerhalb von 90 Minuten, statt in 3 Stunden war letztendlich zu groß.

Mein Bergamont Grandurance RD 7, in den Taschen: Jacke, Powerbank, Stirnlampe, Isodrink, 2 Bananen, Riegel, Erste Hilfe Tasche, Werkzeug, Pumpe, Schlauch


Fazit:

Kleines, aber sehr feines Event. Fürs nächste Jahr habe ich noch die letzten Kilometer offen.

Den Einsatz von Detlef Köpke kann ich nur als außergewöhnlich bezeichnen, den Mitfahrer nach Hause kutschieren ist außergewöhnlich, zum Glück hat der Rest durchgezogen und es sind nicht noch mehr Leute gestrandet.

Die Strecke war ein abwechslungsreiches Erlebnis mit nur wenigen kürzeren ekligen Passagen. Mal sehen ob ich mir die nochmal bei Tageslicht vornehme.

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